Satie & Co, "Hören Sie den Hasen singen?"                   

Ein unterhaltsames deutsch-französisches Programm.

Genießen Sie zu Beginn der
einstündigen Vorstellung die Atmosphäre im Paris des frühen 20igsten Jahrhunderts mit Gnoisiennes und Poèmes d’Amour von Erik Satie. Das  Programm klingt aus mit musikalischen und lyrischen Reminiszensen über den Herbst von Rilke, Debussy und dem Filmmusiker Joseph Kosma.

Poemedamour CopyRight Foto Jutta Vogt
Foto: Jutta Vogt
Erik Satie, eine der schillerndsten Musikerpersönlichkeiten der Moderne, hat seit  jeher kontroverse Meinungen provoziert, da er weder als „ernster Musiker“ noch als „Unterhaltungskünstler“ begriffen werden kann.
Er liebte die Musik des Cabaret, des Zirkus, des Jahrmarkts und des Café-Konzerts. Musik war für ihn die Alltagsmusik, die „musique de tous les jours“ , die er nicht abgewertet wissen wollte.
Satie stand mit vielen seiner Künstlerzeitgenossen auf Kriegsfuß, sicherlich weil er sich in Vielem missverstanden fühlte, zum anderen weil er vielleicht der avantgardistische Musiker seiner Zeit war, der sehr originelle und geniale Einfälle hatte. John Cage ist der erste „ernste“ Musiker, der sich im Jahre 1950 um eine Anerkennung seiner Werke bemühte und seine Originalität erkannte.
 
Satie hatte eine sehr enge Beziehung zur Literatur. Bereits in den Gnossiennes, die 1890 entstanden sind,  fügt er kleine Sätze hinzu.
Einmal will er damit die klassischen Bezeichnungen „dolce, con anima, furioso“ usw  umgehen zum anderen gibt er dem Musiker einen eigenen bildlichen und begrifflichen Impuls.  Die Gnossiennes
sind, angeregt von der 1878 entdeckten antiken Stadt Knossos auf Kreta,  Instrumentallieder.
 
Die Poèmes d ´Amour sind 1914 entstanden und bringen die Skurrilität Saties zum Ausdruck. Musikalisch erinnern sie an mittelalterliche  Gesänge, textlich sind sie dem Milieu des Cabaret verwandt.
 
Bei Sports et Divertissements, die im Mittelpunkt unserer Vorstellung stehen,  handelt es sich um die Verknüpfung von Zeichnungen, Texten und  Musik, die Situationen aus den verschiedensten Bereichen des Lebens, teils mit surrealen, teil mit zeitkritischen Aspekten beschreiben. Entstanden auf Anregung des Zeichners Charles Martin, schuf Satie von März bis Mai 1914  diese 21 Miniaturen, die von ihm  kalligraphisch und mit kleinen, die Musik erklärenden Geschichten kommentiert werden. Die Pointe vieler  Szenen würde dem  „nur Hörenden“  entgehen und so ergibt sich aus der Art und Weise wie Satie komponiert, die von uns entwickelte „Simultankunst“.  Da die Musik aus kleinen Bausteinen aneinandergereihter Klangbänder besteht, die keinen Ausdruck oder eine Entwicklung forcieren, entsteht eine improvisatorische Atmosphäre.

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  Foto: Ilan Wolff (www.ilanwolff.com)
Mit den  Avant-dernières Pensées portraitiert Satie Weggefährten.  Diese  Klavierstücke sind  1915 komponiert und sind mit der Sonatine Bureaucratique die letzten Stücke, die Satie für Piano solo geschrieben hat.
 
Rainer Maria Rilke hatte von 1902-1914 seinen Schaffensmittelpunkt in Paris, ihn verband eine intensive Lehrzeit mit Auguste Rodin. Das Gedicht Herbst ist aus dem Zyklus „Buch der Bilder, der  in den Jahren 1902-1906 entstanden ist.
 
Claude Debussy  stand seit 1891 in freundschaftlichem Kontakt zu Satie. Er  wurde von Satie inspiriert, neue Wege in der Musik zu beschreiten. Die Preludes entstanden in den Jahren 1910-1913.  Les Feuilles mortes  ist eines von insgesamt 24 Préludes.
 
Das Chanson Feuilles mortes wurde von Joseph Kosma komponiert, einem ungarischen, in Paris lebenden Komponisten, der unter anderem die Filmmusik zu „Les Enfants de Paradis (Kinder des Olymp)“ geschrieben hat.

Hildegard C. Enders